Für Françoise Thom ist der Wirtschaftskrieg nicht nur ein Aspekt des Konflikts: Er ist die primäre und historische Waffe des Kremls gegen den Westen. Die Strategie ist unveränderlich, ob zaristisch, sowjetisch oder putinistisch. Die Falle schnappt immer in zwei Phasen zu: Zuerst wird der Westen mit dem Versprechen kolossaler Gewinne angelockt, um seine Technologie und sein Kapital zu plündern; dann wird er enteignet und vertrieben, sobald die eigene Militärmacht modernisiert ist.

Der wahre Geniestreich kam nach 1991. Massive Hilfen des IWF und der Weltbank, die Russland retten sollten, wurden zum Treibstoff für eine staatlich organisierte Plünderung. Milliarden wurden von einer neuen Kaste von Oligarchen abgezweigt. Dieses gestohlene Geld wurde nicht nur versteckt: Es wurde mitten im Herzen unserer Hauptstädte gewaschen und wieder in den Kreislauf gebracht, mit der Komplizenschaft unserer eigenen Finanzinstitutionen.

Dieses Vermögen wurde dann zu einer Waffe der „Ansteckung“. Ihr Gift: die Korruption. Das Ziel war nicht mehr nur, reich zu werden, sondern die westlichen Demokratien von innen heraus zu zersetzen. Eliten kaufen, Parteien finanzieren, den politischen Willen lähmen und die Vorstellung verbreiten, dass alles nur Zynismus und ein Machtkampf ist.

Verblendet von der eigenen Gier, ließ der Westen all das geschehen. Er verkaufte die Technologie, die die russische Armee wiederaufbaute. Er verschloss die Augen vor den Finanzströmen, die seine Institutionen zersetzten. Der heutige Krieg ist daher kein Zufall. Er ist die Rechnung für dreißig Jahre gewollter Blindheit. Er ist der Preis für den Glauben, man könne Geschäfte mit einem Regime machen, das in uns nur eines sah: Beute.